Rallye Erinnerungen
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Neste Rally Finland 1997 - Gewohnheitstäter und Stammgäste oder „for sale...“
Zum nunmehr 7. Mal fuhren wir „Richtung Norden und dann immer geradeaus“ wie es in der Werbung für Klaren so schön hieß. Durch unseren tollen Erfolg in Portugal im Frühjahr beflügelt, oder war es schon die Macht der Gewohnheit - “Was machen wir sonst im August?“ - hatten wir wieder Sack und Pack im Transporter verstaut und den „Puzzle-Astra“ im Schlepptau (wir erinnern uns an den Werdegang dieses Fahrzeugs 1995...)
Kurz vor unserer Abreise nach Finnland hatten wir für die wachsende Familie ein Haus gekauft. So hieß es künftig kleinere Brötchen zu backen oder besser gesagt ein günstigeres Fahrzeug zu bewegen (an Aufhören hatten wir dabei irgendwie gar nicht gedacht ;-) So klebte neben unseren handgeschnittenen gelben „Sommersprossen“ auch ein „for sale“ Sticker - leider fand der Astra in Finnland keinen neuen Besitzer und musste wieder mit uns nach Hause.
Gastspieler - so betitelte Andrea Voigt-Neumeyer im Jahrbuch „Rallye Story '97“ das Foto von uns... nun ja, wenn man unseren mittlerweile siebten Auftritt so bezeichnen will? Zu ihrer Entschuldigung lassen wir mal gelten, damals so ohne Internet und ewrc-results.com war das mit Sicherheit auch etwas schwierig, den Überblick zu behalten. Allerdings hatte sie es direkt neben dem Konterfei meines Rallye Idols Juha Kankkunen platziert, das versöhnte mich dann wieder :-)
Unser bewährtes Service Team waren wieder Diddi und Helmut die schon einiges an Finnland Erfahrung haben.
Sei es wie es sei, Mayrs sind mal wieder in Finnland gelandet :-) und stehen mit 102 anderen Startern auf der Liste. Darauf finden sich so bekannte Namen Namen wie Mäkinnen, McRae, Kankkunen oder Grönholm. Außer uns waren noch drei Deutsche gemeldet, Uwe Nittel, dank Mitsubishi Ralliart Germany mit Startnummer 2 und Manfred Böhmer mit Michael Wenzel auf dem heißen Sitz des Ford Escort Cosworth. Wir starteten diesmal mit der 101, nur vier Autos vor dem Schlusswagen...
Unsere beiden Jungs genossen derweil auf Rügen ihren eigenen Urlaub mit der Patentante, obwohl schmerzlich vermisst von Mama... An das Ferienhaus, finnisch Mökki, habe ich nur eine sehr blasse Erinnerung, weiß aber noch, dass es direkt an einem Golfplatz gelegen war, See und Boot natürlich inklusive wie immer! So wurden wir morgens nicht vom Wecker, sondern vom Ploppen der Golfbälle geweckt.
Die altehrwürdige „1000-Lakes-Rally“ hieß jetzt Rally Finland und durfte in dieser modernisierten Form nur mehr eine maximale Länge von 400 WP-Kilometern aufweisen. Dazu war sie auch im Prinzip auf eigentlich zwei halbe und einen ganzen Tag komprimiert worden. Die Route war der des Vorjahres ähnlich, die wir leider nicht komplett im Rallyemodus absolvieren konnten (wir erinnern uns, links 3 minus auf einer Lichtung... bämm), auch wenn es im Gegensatz zum Vorjahr mit 29 Sonderprüfungen nur noch 22 waren. Die Klassiker wie Ruuhimäki, Vaheri, Quninpohja oder Laukaa waren jedoch wieder dabei. Dafür wurden nur am Sonntag drei WP doppelt gefahren, alle anderen nur einmal, im Gegensatz zu 1996 als 5 Prüfungen jeweils zweimal gefahren wurden. Je nach Wetterlage und Startnummer kann das schon einen großen Unterschied bedeuten, wobei in den 90er Jahren der Anteil an Allradfahrzeugen noch nicht so übermächtig war wie heutzutage.
Wieder dabei waren nach zwei Jahren FIA-bedingter Auszeit (man erinnere sich an die Rallye Cataluna 1995 als illegale Air-Restriktoren eine Sperre nach sich zogen) übrigens auch wieder die Toyota und zwar zu ihrem ersten Einsatz als World Rally Car. Dieser wäre ursprünglich für die darauf folgende Rallye San Remo geplant gewesen, wurde aber aus „sentimentalen Gründen“ vorgezogen. Denn 1975 hatte Hannu Mikkola den ersten WM Sieg in Finnland für Toyota mit einer Corolla geholt. O-Ton Didier Auriol „Mal bremse ich zu früh, dann wieder zu spät. Ich bin noch ein wenig unsicher“. Außer ihm darf Marcus Grönholm die zweite Corolla fahren, mit dem Erfolg am Freitagabend in Führung zu liegen!
Insgesamt 103 Starter hatten sich gut 380 WP Kilometer auf den finnischen „Formel 1-Schotterpisten“ vorgenommen, darunter auch unser Freund Trevor Godwin mit dem Mini Cooper, der ja im Frühjahr in Portugal kurz vor dem Ziel die Segel streichen musste. Nach etlichen kühlen und nassen 1000 Seen Rallyes war uns das Wetter wohlgesonnen im wahrsten Sinne des Wortes! Eher untypisch für Finnland Ende August war es sehr warm und sehr trocken, somit natürlich auf den WP dementsprechend auch staubig. Wer jemals auf glatt gefahrenem, harten Schotter zehn Meter lange, schwarze Bremsspuren vor Abzweigungen gesehen hat, weiß was ich meine!
Start war für die Spitze kurz vor 15 Uhr, das heißt wir waren mit Nummer 101 etwa um 16.30 an der Reihe. WP 1 Parkkola war schon mal der echte Knaller mit mehr als 33 Kilometer, da war man Freitagnachmittag schon mal gut warm! Nach WP2 und 3 rund um Petäjävesi absolvierten wir nur noch am Abend eine kleine Runde im Industriegebiet um die Cateringzelte „Hippos“ im Herzen von Jyväskylä, bevor es in den Service ging. Wo und wie wir die ersten Strafsekunden bereits dort einfingen können wir uns nicht mehr so genau erinnern. Möglicherweise hatten wir etwas zu reparieren und somit die Abendservicezeit überzogen?
Samstag klingelte der Wecker extrem früh, Marcus Grönholm als Nummer 1 begann den Morgenservice bereits kurz nach 6 Uhr (finnische/osteuropäische Ortszeit, für uns Mitteleuropäer war das praktisch 5 Uhr morgens!), während Carlos Sainz strategisch am Abend vorher eine Minute zu spät gestempelt hatte, um nicht als „Straßenfeger“ starten zu müssen. 186 Sonderprüfungs-Kilometer standen im Bordbuch für den Samstag, beginnend mit WP 5 Leustu (wir erinnern uns, das berüchtige Getriebeöl-parfum von 1994 mit anschließendem Ausfall!).
“You couldn’t have a better awakening in the morning than Leustu“ soll Harri Rovanperä dazu gesagt haben. Für das britische Team Adam Kent/Andy Bull allerdings kein besonders guter Morgen :-( Beim vierten Start in Finnland, Adam hatte 1994 und 1996 seine Klasse gewonnen und war 1995 mit Motorschaden ausgefallen, wollte er es mit dem Gruppe A Peugeot 306 16 S noch einmal wissen. „In 1997 we went up a gear with a drive in a semi works Peugeot 306 Kit Car, we were flying but missed a cut by a few inches and I had a horrendous accident taking out a telegraph pole flat in fifth which smashed my helmet with the impact, I didn't remember much until arriving in hospital via a trip in a helicopter. Lying in bed in hospital, I woke up the following day and was greeted with the words in a sentence of broken English; "Diana is Dead". Initially I thought we had hit a spectator until it was explained to me that the nurse was talking about Princess Diana who had tragically passed away the same day in Paris.
Man sieht sich ja oft im Leben zweimal, so lernten wir Adam Kents früheren Beifahrer Andy Bull in der FIA EHRC 2022 mit dem Ferrari 308 GTB Gr.4 Michelotto kennen, als er in der Beifahrerwertung Platz 2 belegte. Er beschreibt den Unfall folgendermaßen: „Wir hatten am Freitag einen guten Tag um Punkte für den 2 Liter Weltcup zu holen. So wollten wir diese Stellung halten und sicher bis zum Ziel fahren, Aber dann entschieden wir uns am, zweiten Tag morgens eine gute Zeit zu fahren, um es allen zu zeigen was in uns steckt und dann ruhig durchzufahren.Tja, wir kamen auf einer schnellen rechts auf etwas losen Untergrund und somit von der Strecke ab. Wir trafen einen Telefonmasten und ich kann mich an die ersten drei Überschläge erinnern und weiß dann nichts mehr bis wir zum Stillstand kamen. Mein Fahrer wurde mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht, während ich nur etwas durchgeschüttelt war (in Bayern sagt man „verleuert“). Übrigens widerfuhr Adam Kent ein ähnliches Missgeschick zwei Jahre später mit einer anderen Copilotin und einem Peugeot 106 16 S bei der Rally Finland 1999. Er kam nur bis WP 1 Parkkola und hatte dort einen gewaltigen Abflug ähnlich dem in 1997, woraufhin er wohlweislich entschied, seine Rallyekarriere zu beenden! https://www.youtube.com/watch?v=JJozAjEBnl0
Diese erste Wertungsprüfung des Samstags übrigens wurde meiner Erinnerung nach daraufhin unterbrochen, da der Helikopter zur Bergung des Fahrers eingesetzt werden musste. Ab dem 43. Starter bekamen nämlich alle darauf folgenden Teilnehmer die gleiche WP-Zeit gutgeschrieben (damals nutzte man noch keine Algorithmen um die jeweilige mögliche Zeit eines Einzelnen auszurechnen) und wurden umgeleitet.
Der Rallyetross bewegte sich weiter Richtung Tampere, befuhr dabei unter anderen den jedem Rallyfan ein anerkennendes „Oioioi“ entlockenden Finnland-Klassiker Ouninpohja, ebenfalls mit knapp 33 Kilometer Länge. Die beiden letzten Samstagsprüfungen waren dann wieder eher was für den standortfesten Zuschauer, Himos am Skihang und Harju, die klassische Stadtprüfung durch Jyväskylä den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Himos ist gerade für etwas nervöse Copiloten wie mich nicht unbedingt eine Beruhigungspille - man wartete im Vorstartbereich an der Liftstation und konnten unterdessen den davor startenden Teams zusehen. Zwei Fahrzeuge fuhren parallel an einem im Winter als Skihang genutzten Gelände und die Zuschauerränge waren rappelvoll. Es kam wie es kommen musste, einige Startnummern vor uns machte das britische Team Cooper/Johnson mit dem Vauxhall Astra GSI 16 V, also unserem Schwestermodell sozusagen, einen kleinen Fehler und das Auto rollte ein Stück den Hang hinunter. Beste Voraussetzungen für mich starr vor Schreck neben dem Fahrer zu sitzen! Trotzdem fuhren wir in der Klasse N3 immerhin von 9 Startern die zweitbeste Zeit unter lauter Finnen - böse Zungen behaupten weil es mir die Sprache verschlagen hatte und der Motocrossfahrer im Piloten das Lenkrad übernahm, wer weiß...
Am Sonntag war wohl ein bisschen die Luft raus, wir „cruisten“ wie Andy Bull so schön ausdrückte, obwohl schon noch das eine oder andere Schmankerl an Wertungsprüfungen dabei war. Ruhimäki mit der breiten Achterbahn an Kuppen und Kurven, gesäumt von unzähligen Zuschauern oder Laukaa, eine der klassischen Finnlandstrecken. Wo wir genau noch einmal 30 Strafsekunden einkassierten, kann ich nicht mehr sagen, vermutlich beim Wechsel eines defekten Querlenkers, Das britische Team um Nigel Heath mit dem „Zebra“ Ford Escort Cosworth half uns mit Werkzeug und Manpower. Man kann aber auch wegen Spritmangel ausfallen wie Markus Grönholm nach zwei Bestzeiten, als die Benzinuhr mehr vorgaukelte als eigentlich im Tank war.
In der Schlussabrechnung der Deutschsprachigen lag Uwe Nittel auf Platz 7, wir auf Platz 41. Manfred Böhmer/Michael Wenzel mussten bei WP 7 die Segel streichen, während Karl und Maria Rumpler aus Österreich nur bis WP 4 kamen, beide wegen Differentialschaden. Manfred wurde übrigens später in Deutschland als Driftkönig bekann, die Szene der Quertreiber begann sich da gerade zu entwickeln. Wir freuten uns wieder auf unsere Kinder und der Astra freute sich, dass er diesmal ganz geblieben war! Tschüss Finnland bis zum nächsten Mal!
P.S. Auch wenn sich das immer so leicht dahin liest, die Erinnerungsschubladen klemmen nach über 25 Jahren und müssen erst mühsam aufgeschoben werden. Mithilfe alter Fotos, einiger Rallyejahrbücher, Youtube Videos und vielen Nachfragen beim Fahrer und anderen Mitwirkenden entwickelt sich so eine Retrospektive und mit etwas Phantasie ist es fast wie bei Star Trek auf dem Holodeck!
Tap Rallye Portugal 1997 – oder ankommen ist gewonnen...
Neste 1000-Seen-Rallye 1996 - oder wir gehören wohl schon bald zum Inventar
Unser nunmehr sechster Start in Finnland stand allerdings in keinem Vergleich zu unserem italienischen Freund Fabrizio de Sanctis, der wohl einer wenigen, wenn nicht der einzige Fahrer ist, der bis 2015 an der 1000-Seen-Rallye bzw Rally Finland 29 mal !!! in ununterbrochener Folge teilgenommen hat. Davon sah er 17 mal das Ziel und ist 12 mal ausgefallen
Wie heisst es so schön, Schwierigkeiten sind da um überwunden zu werden? Die kleine Schwierigkeit war Kind Nummer zwei, im Februar 1996 geboren und somit 1995 in Finnland bereits im Mutterleib rallyeerprobt ;-) Der Kleine hatte allerdings seinen sehr eigenen Kopf und war somit der Meinung, sämtliche Fläschchen samt Babynahrung darin gehörten in die Tonne. Okay, das kriegen wir schon irgendwie hin mit kurzen Trainingspausen zur Raubtierfütterung und während der Rallye muss er wohl oder übel aushalten... (ne, keine Angst ;-) das hat mit ein paar Tricks geklappt!)
Es war die letzte 1000-Seen-Rallye - zumindest dem Namen nach, ab 1997 sollte sie „Neste Rally Finland“ heissen. Dazu kam die neue Regelung mit festgelegten Serviceparks und somit ohne wilden Service mehr. 1996 waren es neun, die über die Strecke verteilt waren. Eine weitere wichtige Änderung war die Rückkehr zu wiederholt zu fahrenden Wertungsprüfungen. Auch sollten es weniger gezeitete Kilometer werden, in dieser Auflage waren es knapp 480. Zudem war es wohl die einzige WM-Veransaltung überhaupt, deren Schlußtag an einem Montag stattfand! Das größte strukturelle Update war nämlich, dass die Rallye jetzt am Freitagabend mit nur einem Super-Special begann und am Montag endete, was den Sonntag auch zu einem vollen Rallyetag machte. Eine Theorie dafür könnte sein, dass große Namen in den drei vorangegangenen Jahren am frühen Freitagmorgen bereits ausgefallen waren. Durch den Start des eigentlichen Wettbewerbs am Samstag wäre sichergestellt, dass die am Wochenende angereisten Zuschauer immer noch die meisten namhaften Fahrer wie Colin McRae oder Finnlands Lasse Lampi sehen konnten.
Aber die Auflage 1996 stand unter keinem guten Stern, weder für uns noch für andre :-( Durch die Neuerungen auch im Zeitplan war für den Freitagabend nur eine Zuschauerprüfung, Harju, mitten in Jyväskylä vorgesehen. Um die Spannung der Zuschauer zu erhöhen, entschied man die Startreihenfolge zu stürzen, d.h. die höchste Startnummer fuhr als erste und das Auto mit der 1 war sozusagen als Höhepunkt vorgesehen. Wir waren mit 111 ziemlich bald dran, stellten das Auto in den Parc Ferme und wollten diese aussergewöhnliche Konstellation auch zum Zuschauen nutzen. Leider kam es zu einem tragischen Unfall bei Startnummer 65, der dähnische Fahrer hatte eine weite Rechtskurve absolut unterschätzt, kam mit etwa 120 Stundenkilometer von der Strecke ab und trotz großzügiger Sperrzone geriet sein Fahrzeug in die Zuschauermenge. Es gab viele Verletzte und leider auch einen Todesfall. Die Rallyeleitung entschied am Abend, den Lauf dennoch fortzusetzen.
An den Samstag kann ich mich irgendwie gar nicht erinnern, vermutlich lief alles wie geplant und ließ die Hoffnung auf einen guten Sonntag keimen. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel begleiteten uns auf den vor uns liegenden 3 WP der ersten Runde, Lempää 1, Mynnilä 1 und nach dem Servicepark in Hartola, Vartiamäki 1. Vielleicht hätte man so eine Überschlags-Puzzle-Karosse doch vor dem ersten Einsatz besprechen, ausräuchern oder sonstwie vom genius loci, dem Geist des Ortes, befreien sollen? Oder schlug Murphys Gesetz in Finnland jedes zweite Mal zu? Hinterher ist man immer gscheiter... ich seh auf jeden Fall noch heute die links 3 minus am Rande einer kleinen Lichtung auf WP 15 vor mir, die uns etwas weit an den Rand geraten ließ. Der Schweller der Beifahrerseite hakte ein, was einen kompletten Überschlag zur Folge hatte. Ich meine mich zu erinnern, dass wir von selber wieder auf den Rädern standen, das Auto soweit fahrbar war und wir die WP zuende fahren konnten. Aber die Frontscheibe durchzogen zig Risse und man sah dadurch nicht nur doppelt sondern eher wie durch ein Kaleidoskop. Ohne Notservice und weil auch keine Frontscheibe als Ersatz dabei war, hieß es zum wiederholten Mal - Feierabend! Mist!
Der einzige, den dieses Dilemma erfreute, war unser kleinster, der eeendlich wieder seine Mama für sich hatte! Ein weiteres deutsches Team, Ulrich Mickler/Sebastian Thalmair sahen mit dem kleinen Peugeot 205 GTI als 59 jedoch das Ziel. Die hatten einen stahlharten Service Mann dabei, der die ganze Anfahrt und Rückfahrt! in einem Peugeot J5 Kasten mit Trennwand hinten im Laderaum saß, es gibt also noch andere Wahnsinnige ausser uns ;-)
Des einen Freud, der anderen Leid... aber Finnland läßt uns nicht los, das wäre doch nix, wenn wir im Jahr darauf Fabrizio alleine fahren ließen!
Neste 1000 Lakes 1995 oder wohnt ihr hier schon?
Die Augsburger Allgemeine setzte einen kleinen Artikel auf die Sportseite mit dem Titel „Die Mayrs wollen ankommen“... Hatte ich schon mal die Mayr´sche Schuldregel erwähnt ;-) wobei, ein fünftes Mal nach Finnland zu fahren braucht eigentlich keinen besonderen Grund oder? Dieses Mal war die Rallye „nur“ als WRC 2-Liter-Cup (front wheel drive F2 series) ausgeschrieben, in den 90er Jahren rotierten die Veranstalter mit WRC und F2, daher „nur“ 83 Starter, davon sage und schreibe fünf rein deutsche Teams, vier Privatteams und Weber/Hiemer mit der Seat Sport Bewerbung! Mit knapp 530 Wp Kilometer (eigentlich hätte es die längste 1000-Seen-Rallye überhaupt in der Geschichte werden sollen mit 545 WP Kilometern) vom feinsten, die längste Sonderprüfung fast 38 Kilometer am Stück. Das klingt für einen Rallyefreak wie für einen Gourmet ein siebengängiges Menü...
Der Kadett war ja in andere Hände verkauft und ein neues Auto vorbereitet worden. Eigentlich hätten wir keine Punkte als Deko schneiden sollen (ja, wir haben die damals echt alle einzeln mit der Bastelschere ausschnippelt!), sondern Puzzleteile - denn das Ding wurde tatsächtlich zu einem ziemlichen Puzzlespiel. Ein Rallyekollege, der eigentlich einen Opel Astra GSI bauen wollte, dann aber irgendwie keine Zeit, Lust, Geld und wohl auch keine Karosse hatte, gab sein Vorhaben auf und so fuhr Siggi mehrere Male mit Teilen beladen zwischen zuhause und dem Münchner Norden hin und her. Eine etwas ramponierte Karosse samt Käfig erwarb er dann bei Kreis Motorsport. Diese war das Ergebnis eines Überschlags bei einem Lauf zum Veedol Langstreckenpokal, gefahren von Jürgen Baumgarten - vielleicht kann sich der eine oder andere daran erinnern, ein Stuntman und Motorsportler auf zwei und vier Rädern. Dazu ein Astra-Dach vom örtlichen Autoverwerter (es ist kaum zu übersehen, hier sind echte Schwaben am Werk ;-) und dann wurde alles zur Reparatur nach Tschechien gefahren. Bei der TAP Rallye Portugal 1995 weniger erfolgreich getestet (aber das ist eine andere Geschichte, davon später einmal), dafür mit Thomas Schmidt in Belgien bei den 24 Stunden von Ypern auf Platz 57 im Ziel.
Mit dabei unsere kampferprobten „Woidler“ Diddi-Karlheinz und Helmut sowie mein Bruder und seine Bekannte Doris und natürlich unser Matthias, dieses Mal sollte es wieder klappen mit dem Finish-Foto! Denn in diesem Jahr schlug so langsam die Stunde der vorgeschriebenen Serviceparks und nahte das Ende der wilden Services... Die Rallye begann wiederum Freitag früh, ein langer Tag lag vor uns, noch war es trocken und meist sonnig. Auf der ersten WP kam bereits schon das Aus für Kankkunen/Christ, er riss sich ein Rad fast komplett ab an einem gut getarnten finnischen Felsbrocken (kennen wir so etwas nicht aus der 93 er Auflage?) und fiel danach mit dem beschädigten Toyota aus (im Jahr vorher kam er wenigsten eine WP weiter und konnte dann nach umfangreichen Spenglermaßnahmen zur Aufholjagd starten). Leider traf es auf der zweiten Sonderprüfung Parkkola das erste deutsche Team - Frank und Mario Ficker mit dem Trabant P 601, an den Ausfallgrund kann ich mich nicht mehr erinnern. Abschlussprüfung am Abend war der bei Zuschauern äusserst beliebte Stadtkurs Harju.
Samstag früh begann schon fast traditionell mit Leustu, in strömendem Regen, aber diesmal kamen wir heil durch. Die zweite Sonderprüfung Hassi mit über 16 Kilometer musste leider wegen eines tragischen Unfalles gecancelt werden. Bruno Thiery, im Vorjahr am Samstagvormittag bald nach uns mit Motorschaden ausgefallen, startete als Vorwagen mit dem Ford Escort RS. Als eine Zuschauerin mit Kopfhörern direkt vor ihm die Strecke überquerte, hatte er absolut keine Chance :-( für beide galt wohl das Schicksal - zur falschen Zeit am falschen Ort.
Der Rallyetross wurde umgeleitet und da wir des Finnischen nicht allzu mächtig waren, erfuhren wir erst später von diesem Unglück. Der Samstagnachmittag hatte es dann in sich, sage und schreibe drei Sonderprüfungen über jeweils mehr als 30 Kilometer waren unter anderem zu bewältigen. Nachdem wir im Vorjahr die Superstage Himos ausfallbedingt nicht mehr erlebten, war das eine ganz neue Sache. Zwei Fahrzeuge starteten parallel an einem im Winter als Skihang genutzten Gelände, die Zuschauerränge waren rappelvoll.
Das absolute Sahnestückchen des Abends allerdings (ich kann mich nicht mehr erinnern, ob wir die schon im Dunkeln fuhren oder war es noch hell?) war die längste WP - Surkee (die übrigens beinahe an unserer Hütte vorbeiführte, die wir schon zum drittenmal gemietet hatten) ist mir heute noch so leibhaftig vor Augen und unter dem Hintern - 37 Kilometer mit allem was Finnland so zu bieten hat. Liebe Rallye-Fee, falls neben meinem großen Wunsch, nochmal die Rallye Portugal 1994 fahren zu können, ein Plätzchen für einen klitzekleinen zweiten Wunsch übrig wäre, dann wäre es Surkee 1995!
Die fünf Sonntags-WP, immerhin nochmals an die 100 Kilometer Sonderprüfung, liefen dann eigentlich wie geschmiert und wir rollten endlich wieder einmal ohne größere Probleme über die Zielrampe auf einem für Lowbudgetteams wie uns doch respektablen 30. Gesamtrang! Dazu bestes deutsches Privatteam, da das Audi-Team Koch/Greifenstein ebenfalls ausfiel - an Webers 13. Platz war eh nicht ranzukommen und der tapfere kleine Trabant vom Team Knote/Wiegand lief auf dem 43. und letzten Platz ein. Btw Ironie des Schicksals, dieses Jahr gab es schlichtweg nix a, Kohle für nonscandinavian driver :-( Trotzdem strahlten wir auf der Zielrampe mit dem Rallyeleiter Simo Lampinen um
die Wette, hat man
ja auch nicht alle Tage!
Neste 1000 Lakes 1994 oder „jetzt muss er weg!“
Andere Leute fliegen nach Ägypten oder sind im Urlaub am Gardasee - Mayrs sitzen bereits zum vierten Mal im Transporter Richtung Norden... aber wie ich schon öfter erwähnt habe „man muss bissel verrückt sein!“
Nachdem wir beflügelt von unserem ersten Ausflug in den wilden Süden zum WM-Lauf TAP Rally Portugal mit einem 23. Gesamtrang im Gepäck wieder zuhause waren, ging schon die Planung für den Sommer los. Das finnische Ferienhaus, genannt Mökki, buchen, Service suchen - „Diddi“ Karl-Heinz und Helmut (unser starker Federbeinschlepper vom Vorjahr!) erklärten sich gerne bereit :-) Mein Bruder und eine Bekannte sollten als Verstärkung und Kinderbetreung für Matthias, mittlerweile dreieinhalb, nachkommen. Da in diesem Jahr jedoch Ferienhäuser irgendwie Mangelware zu sein schienen, bekamen wir durch die Vermittlung eines Rallyefunktionärs eine private Luxusbleibe, mit Blick auf den eigenen See und allem was dazu gehört.
520 WP Kilometer, 85 Starter, die Sonderprüfungen ähnlich wie im Jahr vorher - wir erinnern uns an Lankamaa und unsere Story mit dem gebrochenen Federbein 1993 sowie der finnischen Kiefer 1992.... Dieses Mal sollte es den Argentinier Jorge Recalde auf WP 2 Lankamaa durch einen Ausritt erwischen (er wurde übrigens nur 49 Jahre alt, starb 2001 bei einer Rallye in Argentinien, allerdings nicht durch einen Unfall sondern an einem Herzinfarkt). Markku Alen hatte ja noch vor seinem, im doppelten Sinne, Rausschmiss 1993 und somit seinem Karriereende (damals übrigens äusserst elegant gelöst vom Teamchef mit der trockenen Bemerkung, Alen möge doch auch gleich seinen Overall zum selberwaschen mit nach Hause nehmen...), den Vorschlag einer permanenten Streckenführung geäußert, also weniger Wechsel der Wertungsprüfungen von Jahr zu Jahr. Dies hatten die Veranstalter im Folgejahr, also 1994 genau so übernommen. Für uns eine gewisse Erleichterung, konnten wir doch für das Training unsere Aufschriebe vom Vorjahr heranziehen, was ganz erheblich Zeit (und Geld) sparte.
Freitag früh ging es los, alles klappte wie am Schnürchen, am Etappenende nach 15 WP lagen wir auf Platz 51, nur unwesentlich etwas mehr als eine halbe Stunde hinter Didier Auriol... Allerdings nur einige Plätze hinter Juha Kankkunnen auf P 30, der auf WP 2 (tja, Lankamaa scheint es in sich zu haben...) mehr als 5 Minuten durch einen Ausritt einbüßte und nochmals über 3 Minuten wegen Fahrzeitüberschreitung dazu bekam. Zumindest in einem Video sieht man das ziemlich ramponierte Fahrzeug und den daraufhin wild hantierenden Service, was ihn jedoch nicht davon abhielt, daraufhin noch etliche WP-Bestzeiten zu fahren und ins Ziel zu kommen!
Der Veranstalter hatte in diesem Jahr ein kleines Preisgeld ausgelobt für die besten fünf nichtskandinavischen Privatfahrer, wir lagen mittlerweile auf Platz zwei in dieser Wertung. Aber man soll ja bekanntlich den Abend nicht vor dem (nächsten) Morgen loben, oder wie hieß das nochmal? Sei es wie es sei, Samstag früh ging es weiter auf die zweite Etappe mit den schönsten klassischen 1000 Seen Sonderprüfungen wie Ouninpohja, Vaheri oder Savo, die dem deutschen Fan ein anerkennendes Schnalzen entlocken und dem Finnen sein berühmtes „Oioioi“. Aber fangen wir mal klein an mit der ersten des Tage, Leustu, auch so ein Klassiker mit breiten Berg- und Talbahnen sowie kleinen Waldwegen, wo es auch schon mal enger zugeht. Ich meine mich zu erinnern, dass es warm, trocken und sehr staubig war und das über etwas mehr als 23 Kilometer. Man startet vor einer Kurve, die recht schnell auf eine gewaltige Kuppe mit breiten Schwüngen führt, später biegt man dann auf auf kleinere Wege ab. Meine Erinnerung setzt einige Kilometer vor dem Ziel wieder ein, es roch nach Getriebeöl - dieses „Parfum“ werde ich wohl für den Rest meines Lebens in der Nase behalten, denn es verheisst meist nichts Gutes :-(
So hatten sich wohl nach und nach Zahnradteile verabschiedet und den Weg ins Freie gesucht! Wir schleppten uns gerade noch aus der Prüfung, kurz dahinter wartete der Service, dann die niederschmetternde Diagnose - Loch im Getriebe - Ende im Gelände... Byebye schönes Preisgeld, wir wären auf den ersten Platz gerutscht, da der bis dahin in Führung liegende Schweizer Serge Bigler mit dem Mazda 323 GTX später auch ausfiel. Ja ne is klar, immer wenn es „einen Primeltopf zu gewinnen“ gab, wie meine Mutter immer so schön sagte, geht was schief! Auch das zweite deutsche Privatteam Michael Kahlfuss/Ronald Bauer kamen leider nur eine WP weiter mit dem Tranant 601, off road....
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Das Preisgeld ging übrigens meiner Recherche nach an drei britische Teams auf den Plätzen 36, 37 und 38, denen ich es von Herzen gönne! Nein, es ging nicht (oder nicht nur) ums Geld, es ging auch um die bereits oben genannten Finnlandklassiker, die wir nicht mehr fahren konnten - Ouninpohja war zwar neutralisiert, da Juoko Puhakka seinen Mitsubishi vehement ins Grünholz gefeuert hatte, aber Savo in der Nähe von Tampere mit zigtausenden Zuschauern oder die letzte WP am Samstagabend, Surkee mit über 37 Kilometer ein absolutes Sahnestückchen.
So blieb uns nur noch zu packen und etwas vorzeitig den langen Heimweg anzutreten (man fuhr übrigens direkt an Zufahrten zu Wertungsprüfungen vorbei, da musste ich schon das eine oder andere Tränchen verdrücken....). Vermutlich stand da Siggis Entschluss schon fest „der hat mich geärgert, jetzt muss er weg!“ Gekauft hat ihn ein Rallyekollege aus Nordbayern, dem er wohl mehr Glück brachte - nach Siggis Erinnerung gewann er damit die Deutsche Rallyetrophäe 1995 in seiner Klasse!
Portugal 1994
TAP Rallye Portugal 1994 - gäbe es eine gute Fee und ich hätte einen einzigen
Wunsch frei - dann würde ich genau diese Rallye noch einmal fahren wollen … Da
es Feen aber nur im Märchen gibt, bleiben die Erinnerungen an viele freundliche
und hilfsbereite Menschen, grandiose Landschaften, kurze Nächte, ziemlich
minimalistisches Kartenmaterial, unser Gottvertrauen (man kann es auch
Blauäugigkeit nennen) und eine übermenschliche Teamleistung!
Nach der unfreundlichen Begegnung unseres Rallyefahrzeuges mit einer finnischen
Kiefer bei der 1000 Seen Rallye 1992, hatte die weisse Opel-Karosse ausgedient
und was neues musste her. Fündig wurde Siggi 1993 mit einem Kadett GSI, schwarz
samt gelbem Käfig, im Rallyemekka rund um den Nürburgring bei Steffens
Motorsport, übrigens dank Werner L.s Connections mal wieder. Flugs umgebaut und
im gleichen Jahr noch zur South Swedish Rallye mit Markus Schmidt und mit mir
zur 1000-Seen Rallye ausgeführt.
Wie wir eigentlich auf die Idee kamen, die gepflegten Schotterpisten des hohen
Norden gegen unbekanntes Neuland im südwestlichsten Zipfel Europas
einzutauschen, weiss ich heute nicht mehr so genau. Wahrscheinlich war es der
Bezugspunkt, dass Siggis Vater nach Portugal ausgewandert und somit die
Basisstation geschaffen war. Dazu kam, dass auch bei dieser Rallye ausländische
Privatteams nenngeldfrei waren und soweit ich mich erinnere, es auch noch einen
Unkostenzuschuss gab. Ein portugiesischer Freund von Siggis Vater besorgte uns
vorab die Unterkünfte - damals war das ohne Internet und Buchungsportalen gar
nicht so einfach. Er legte dabei wohl eher Wert auf „günstig“ als auf
„komfortabel“... sie blieben uns jedenfalls bis heute in Erinnerung - z.B. in
Viseu, ein! Bad/WC für 6 Zimmer auf einem Flur und alle wollten natürlich
frühmorgens gleichzeitig rein. Oder das Appartment in Povoa de Varzim, im 5.
Stock mit Rumpelaufzug und Gockel auf dem darunterliegenden Balkon, der uns
freundlicherweise nach etwa 3 Stunden Schlaf durch sein ausdauerndes Krähen
weckte. WC mit Dusche hieß da übrigens übersetzt „ein Gießkannenbrausekopf ragt
aus der Decke im Klo“. Und der Wunsch nach „early breakfast“ kann zwar gerne
angebracht werden, morgens um 7 steht allerdings niemand da mit Kaffee und
Toast, naja. Wenn man jedoch bedenkt, fünf Nächte mit jeweils vier Personen
haben umgerechnet knapp 500 D-Mark, sprich 250 Euro gekostet, lässt sich
vielleicht der eine oder andere fehlende Luxus verschmerzen.
Die eingespielte Servicemannschaft der 1000-Seen Rallye war uns eigentlich
sicher, bis - ja bis der „Burkl“, Josef Burkhard aus dem Peugeot 205 GTI Cup mit
Co Teddy Schaller ebenso seine Nennung mit seinem Ford Sierra Cosworth abgegeben
hatte! Da es ja eigentlich „sein“ Serviceteam war, mussten wir also
zurückstecken, aber Hilfe aus dem „Woidler“ Motorsportclub nahte und so sprang
Team 2 mit „Didi“ Karlheinz Dietrich und aus unserer Gegend Thomas Schmid,
bekannt aus dem Peugeotcup ein....
Wenn die gewusst hätten was auf sie zukommt!
Was wir bei der ganzen Sache irgendwie nicht bedachten - Portugal ist schon ganz
schön groß, obwohl es auf der Europakarte eher klein aussieht! Überhaupt erstmal
hinzukommen dauerte etwa 27 Stunden Fahrt, mit kurzen Tank- und Pinkelpausen und
Fahrerwechsel natürlich. Und das spanische Hochland zieht sich.... Um vor Ort
dann überhaupt an die Unterlagen zu gelangen, brauchte es nochmal etwa 250
Kilometer bis zum Rallyebüro in Lissabon - aber alleine diese Stadt ist ja eh
eine Reise wert!
Die gesamte Wertungsprüfungslänge betrug gut 570 Kilometer, aufgeteilt auf 36
WP, alleine 12 davon in den Bergen rund um das legendäre Arganil. Wer kennt
nicht die Röhrlgeschichte von seinem grandiosen Nebelritt 1980 auf eben einer
dieser Strecken? Wir versuchten also, diese ich glaube 32 verschiedenen
Prüfungen zumindest ein- oder zweimal zu besichtigen und aufzuschreiben, von
Training kann man da gar nicht sprechen. Auf die Idee, einen Leihwagen zu
nutzen, kamen wir erst in den nächsten Jahren, 1994 musste der Kadett schon
vorher fleissig arbeiten, erst zum Start bekam er ein frisches Fahrwerk. Soweit
ich mich erinnere, waren 5 Tage geplant, wobei die ziemlich lang wurden, da man
zu den im Norden gelegenen WP bereits eine mehr als dreistündige Anreise hatte.
Es regnete dabei teilweise Hunde und Katzen, in den Bergen schneite es sogar
etwas. O-Ton Siggi „jetzt seh ich mal den Unterschied zwischen Wolken und Nebel“
- ich sah ihn nicht... Und diese portugiesischen Vollblutfans feierten die Teams
bereits Tage vor der Rallye beim Abfahren!
Überhaupt die Fans mit ihrer völlig verrückten Begeisterung, ich erinnere mich
an die Anfahrt zum ersten Nachthalt in Povoa de Varzim im Norden, wir fuhren auf
der Autobahn, die dort mautpflichtig ist. Um Mitternacht warteten an und auf!
einer solchen Mautstelle hunderte von Fans, nur um die Rallyeautos durchfahren
zu sehen - vom ersten bis zum letzten! Und wenn man nach einer WP ohne Service
(wir hatten ja nur jede zweite im Plan vorgesehen) nach dem Auto schaut, wird
man sofort von einer Menschentraube umringt, die helfen wollen, und mindestens
einer von ihnen spricht etwas deutsch und ist darauf total stolz, weil er schon
mal in Deutschland gearbeitet hat.
Die technische und die administrative Abnahme fand an der bekannten Rennstrecke
von Estoril, ein Stück von Lissabon entfernt statt. Vor lauter Aufregung fanden
wir den Zugang zur Papierabnahme nicht, wunderten uns kurz und dachten, okay,
passt.... Portugiesen sehen das wohl reichlich entspannt, kurz vor dem Start am
nächsten Tag konnten wir das so zwischen Tür und Angel nachholen - ist ja nur
ein WM- Lauf …
36 Wertungsprüfungen brauchen ihre Zeit, so ging es schon Donnerstagmorgen auf
die erste Etappe, mit fast 100 % Asphalt. Hach ja, die 4 Michelin Teerschlappen
reichen da schon, meint der Fahrer und die Copilotin knabbert nervös an den
Fingernägeln. Vor allem, ob das alles so mit dem Service klappen würde - sind
wir doch schon vor dem Start für völlig verrückt (oder eher bissel bekloppt)
gehalten worden - eine Portugalrallye mit EINEM Service, völlig unmöglich!
Abgesehen davon, dass wir weder eine zweite Mannschaft mit einem weiteren
Servicemobil gefunden hätten, noch wir uns das auch nur ansatzweise hätten
leisten können, ein bayrisches „des krieg mer scho“ hilft da auch nur
unwesentlich.
Man versetze sich in das Jahr 1994 zurück, vor und nach den meisten
Wertungsprüfungen wurde Service gemacht, ohne festen Servicepark. Oft ein wildes
Durcheinander links und rechts der Straßen, gerade nachts, wenn man seine
eigenen Leute verzweifelt und unter Zeitdruck sucht. Mobiltelephone gab es noch
kaum, zu teuer und ein Netz wäre da eh Glückssache gewesen. Die Zeit für
Reifenwechsel, Reparaturen etc war in den frühen 90ern in der vorgegebenen
Fahrzeit von ZK zu ZK enthalten - das hieß, ausserhalb der Wps noch mehr Gas
geben!
Ich erinnere mich an die Anfahrt zu den letzten zwei WP des Tages, oder eher der
Nacht - es war rabenschwarze Finsternis, gepaart mit Nebel und Staub, dazu
äusserst sparsame Beschilderung und enormer Zeitdruck! Wir hatten vor uns den
Notservice vom Österreicher Kris Rosenberger gesichtet, besetzt mit einem
Rallyepiloten und einem ebenso guten Co (hab leider die Namen vergessen...).
Rosenbergers Topbeifahrer Klaus Wendel hatte in weiser Voraussicht bereits beim
Abfahren der Wertungsprüfungen auch für den Service und die Verbindungsetappen
einen Aufschrieb erstellt! Erfahrung zahlt sich halt aus, aber Glück muss man,
sprich wir, auch haben... Also nichts wie hinterher, 100 Kilometer lang (das
kommt mir nach den vielen Jahren so surreal vor...) im mehr oder weniger
Blindflug und wir hatten sichere 10 Minuten gewonnen, um endlich die
Zusatzscheinwerfer montieren zu lassen! Aber Tag 1 mit völlig abgelutschten
Reifen war geschafft und dann ginge der Spaß auf dem Schotter eh erst richtig
los! Übrigens war das meines Wisserns nach die letzte „klassische“
Portugalrallye mit einer kompletten Asphaltetappe, danach fuhr man nur noch auf
Schotter.
Freitagvormittag dann die erste WP - Lousada - eine Art Rallyecrosskurs, auf dem
zwei Teilnehmer gegeneinander starten - mit Massen an Zuschauern! Für Siggi als
geborenen Motocrossfahrer ein gefundenes Fressen, für mich immer mit
Nervenflattern behaftet. Danach ging es ans „Eingemachte“ - die
berühmt-berüchtigte „Fafe“ mit der ebenso bekannten Sprungkuppe. Okay, die
durchschnittlichen 50 Meter Flugbahn haben wir nur knapp verfehlt trotzdem
ist diese Strecke schon etwas Besonderes. Am Abend war dann erst Halbzeit der
Veranstaltung, wenn bei heutigen WM-Läufen schon fast Zielankunft ist....
Samstags ging es nochmal nach Fafe und in die Berge im Osten von Braga.
Am Sonntag, den vierten und letzten Tag der Rallye, saß ich bereits etwas neben
mir im Auto, die langen Tage und kurzen Nächte gingen schon richtig an die
Kondition und Konstitution. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Portugiesen
nicht unbedingt um 22 Uhr Feierabend machen... Trotzdem waren wir völlig
überwältigt von den begeisterten Zuschauermassen, wir kannten das bis dahin nur
aus dem Fernsehen! Ich sehe heute noch die Anfahrt zu einer WP, da haben wir uns
gefragt, wie das denn mit dem Start funktionieren soll? Die Straße war vor
lauter Menschen nicht mehr zu sehen - als der Zeitnehmer runterzählte,
elektronische Uhren gabs damals noch nicht, teilte sich die Menge wie das
biblische Rote Meer und los gings! Unglaublich, solche Bilder vergisst man sein
Leben nicht.
Und zum Thema „nur mit EINEM Service....“, unser Team hat die ganzen vier Tage
wirklich übermenschliches geleistet, sie waren immer pünktlich an den
vereinbarten Orten (was bei einem anderen Team Donnerstagnacht wohl nicht
geklappt hat - ich sah den bedauernswerten Beifahrer mitten auf der
Sonderprüfung mit einem leeren Reservekanister um sein Leben bzw. um ein paar
Liter Sprit rennen!). Didi und Thomas standen zuverlässig nach jeder zweiten
Wertungsprüfung, mussten aber trotzdem quasi ihre eigene Rallye fahren, um die
teilweise weiten Strecken bergauf und bergab zu meistern. Nur nach der letzten
WP Sonntagabend und zum Treffpunkt vor der Zielrampe haben sie es nicht
geschafft, sie wurden durch eine gesperrte Brücke an der Weiterfahrt gehindert.
Diese Ungewissheit machte Siggi so nervös, dass wir kurz vor dem Ziel noch
beinahe alles beim Überfahren einer Verkehrsinsel, auf der wir hängenblieben,
zunichte gemacht hätten - Gott sei Dank blieb alles heil! Und am nächsten Tag
offizielle Siegehrerung im Garten des Casino von Estoril, das war schon eine
Kulisse, beinahe wie in Monte Carlo - Platz 23 von 89 Startern, von denen nur 36
ins Ziel kamen, 2. Platz in der Klasse N3 - davon kann man als Privatfahrer ohne
Sponsoren und anderen finanziellen Hintergrund heutzutage nur träumen! Ein
weiterer deutscher Teilnehmer, Ewald Klein, ein erfahrener „Rallyekämpe“ mit
mehr als 20 WM-Läufen seit 1976 auf dem Buckel, meinte anerkennend: „...feine
Sache, beim ersten Mal Portugal gleich im Ziel, da könnt ihr stolz sein!“ Mit
einer Fahrzeit von 8:40:52 waren wir auch nur unwesentlich 2 Stunden und 20
Minuten langsamer als der Sieger Juha Kankkunnen, okay bissel Luft nach oben
sollte ja immer noch sein
Insgesamt hat das Rallyekarma es wohl besonders gut mit uns gemeint - daher
siehe oben „...hätte ich nur einen einzigen Wunsch frei...“ P. S. Fotos privat,
wenn nicht anders angegeben
Tausend Seen 1993
Wie üblich 😎 viel
Text und keine perfekten Bilder... (die Abzüge für die Fotobestellung kamen
damals erst etliche Tage nach unserer Rückkehr an - und da war die Kasse dann
meist mehr als Ebbe, daher nur die kleinen Abzüge von Photo Patrick Clermont,
die anderen Fotos sind privat)
1000 Lakes Rally 1993 - oder „just a few more minutes, please!“
Was soll man da sagen - und jährlich grüßt das Murmeltier oder aller guten Dinge sind drei? Dass dieser Grand-Prix auf Schotter mit einem unbedingten Wiederholungsfaktor behaftet ist, scheint mittlerweile logisch. Zudem gilt bei Mayrs die eiserne (Schuld)Regel - bei einem Ausfall (nämlich 1992) schuldet einem die Rallye eine Revanche, oder wie der Laie so schön sagt „die finden schneller eine Ausrede als die Maus ein Loch!“.
Wie bereits an anderer Stelle schon geschrieben, hatte ja nach der
unfreundlichen Begegnung mit einer finnischen Kiefer bei der 1000 Seen Rallye
1992 die weisse Opel-Karosse ausgedient und was neues musste her. Da fällt mir
grade ein, so richtig Glück hatte uns dieses Auto nicht gebracht um
nicht zu sagen, das Ding hat genau eine Rallye gehalten? Okay, der oben erwähnte
Ausfall lag zwar eindeutig an Finnlands Flora, aber eigentlich hat das Auto nur
eine einzige Zielankunft bei zwei gefahrenen Rallyes verbucht, nämlich der South
Swedish Rally 1992 mit Jörg Assmann als Co (vielleicht erinnert sich noch jemand
aus dem Peugeotcup, er war Beifahrer seiner Lebensgefährtin Sabine Plock).
Fündig wurde Siggi mit einem Kadett GSI, schwarz samt gelbem Käfig, im
Rallyemekka rund um den Nürburgring bei Steffens Motorsport, übrigens dank
Werner Langshausens Connections mal wieder. Flugs umgebaut und im Mai noch zur
South Swedish Rallye 1993 mit Markus
Schmidt ausgeführt.
Vermutlich wird diese 1000-Seen unserem Serviceteam „Manne“ Manfred und Helmut
unvergessen bleiben - davon aber erst später Wir
waren froh, unsere vertrauten Helfer und Hilde als Unterstützung für die
Betreuung von Matthias, unserem mittlerweile zweieinhabjährigen Sohn, dabei zu
haben. Schließlich muss man ja erstmal jemanden finden, der mindestens 10 Tage
seines Jahresurlaubes opfert, um irgendwo im hohen Norden Ende August unter
einem fremden Auto zu liegen, für Kost und Logis und ewigen Dank... und Hilde
hasste eigentlich so lange Autofahrten. Die A7 zieht sich ganz schön von Bayern
bis Travemünde, dann heisst es erstmal warten auf die Fähre. In Schweden sind es
dann wieder gut 800 Kilometer bis Stockholm und wieder warten auf die Fähre...
Kaum 12 Stunden später ist man dann endlich in Finnland, nur noch unwesentlich
knappe 5 Stunden bis zum Rallyemekka Jyväskylä.
Nachdem ein Teil der Prüfungen im Nordosten von Jyväskylä stattfanden, hatten
wir uns eine andere Bleibe gesucht (oder das vertraute Haus war nicht frei? ich
weiss es nicht mehr), aber wie sich das für Finnland gehört, Blockhaus am See
mit Boot. So hatte unser Team samt Matthias einige Tage Natur pur mit Beeren-
und Pilzesammeln, während wir die 35 Wertungsprüfungen besichtigten - die
längste mehr als 36 Kilometer! Wenn man übrigens die Zuschauermenge in Finnland
betrachtet - hier stehen geschätzt eine halbe Million Fans an den Strecken, das
sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung! Auf deutsche Verhältnisse übertragen wären
das unmöglich... so ein großes Land im fernen Norden hat halt ganz eigene
Gesetze.
Das Wetter war typisch finnisch kühl und regnerisch, Ende August ist in diesen
Breitengraden schon eher mit Herbst als mit Sommer zu rechnen. WP 1, Kankkunen
fährt Bestzeit auf Valkola mit 4.47, Mayrs lassen es verhalten angehen, nur
unwesentlich knapp 2 Minuten langsamer... Alternativ feuert Markku Alen „Mister
maximum attack“ bereits hier sein Auto unrettbar in den finnischen Wald. WP 2,
Lankamaa (wir erinnern uns - auf dieser Sonderprüfung 1992 stand kurz nach dem
Start die oben erwähnte finnische Kiefer unserer Weiterfahrt im Wege) mit knapp
15 Kilometern lässt sich gut an, der Fahrer beginnt warm zu werden. Etwa
eineinhalb Kilometer vor dem Ziel, eine rechts 4 minus nach einer längeren
Geraden, lässig am Wegesrand gecutet, und mit einem Mordsschlag steht das Auto
im Graben!
Die sofortige Schadensanalyse ergibt, gebrochenes Federbein vorne rechts dank
eines gut getarnten finnischen Felsbrocken nein,
nicht schon wieder in Finnland scheitern! Getreu dem Motto der Copilotin, deren
erster Satz immer heisst „MACH WAS!“ (egal ob nach eingesprungenem Rittberger
oder einem Getriebeschaden) ist Aufgeben für sie gar keine Lösung. So wird als
erstes der Service, der just nach dieser Prüfung auf uns wartet, angefunkt, wir
brauchen Hilfe! Wir waren seit kurzem im Besitz eines Betriebsfunks, der für
Speditionen und Taxis genutzt wird. Reichweite etwa 15 Kilometer je nach
geographischen Bedingungen und man musste im jeweiligen Land für teuer Geld eine
kurzfristige Betriebserlaubnis erwerben. Aber, im Nachhinein gut angelegtes
Geld!
Waren wir nicht gerade an einem Bauernhof vorbei gefahren? Zwei Dumme ein
Gedanke, wir spurteten zurück. Der gute Bauer agierte gerade als Zuschauer,
verstand aber kein Wort von unserem aufgeregten Gefuchtel. Also nix wie in den
Schuppen, Werkzeug sichten, schnappen und mit den Vorbereitungen zu einer
Reparatur beginnen war eins! Dazu muss man anmerken, 1993 war es noch nicht
verboten, mitten auf der WP „Service“ zu machen, d.h. es durften auch fremde
Personen ausser dem Fahrerteam helfen und ebenso durften Werkzeuge und
Ersatzteile ausserhalb des Rallyeautos zum Einsatz kommen.
Während also im Minutenabstand die nachfolgenden 18 Teams an uns vorbei fuhren,
rannte unsere Servicemannschaft uns vom Ziel aus entgegen um ihr Leben, besser
gesagt um unser Weiterkommen! Manne schleppte den Rangierwagenheber, Helmut das
komplette Federbein samt Nabe und Bremse! Mir bricht heute noch der Schweiss
aus, was das für eine Anstrengung für die beiden bedeutet haben muss - und ich
sehe sie an der letzten Kuppe, als ich ihnen entgegen gelaufen kam, um ihnen Mut
zu machen „nur noch 200 Meter!“ das vergisst man nie!
Mittlerweile stand der Schlusswagen hinter uns... Da die Besatzung aber die im
Regelement vorgesehenen 15 Minuten abwarten musste, ich machte sie auch immer
wieder darauf aufmerksam, „just a few more minutes, please“, hatten wir
wertvolle Reparaturzeit gewonnen.
Und unsere übermenschlichen Servicemänner, die samt Fahrer über dem Auto hingen
oder darunter lagen und wie wild hantierten, haben es tatsächlich geschafft! Das
gebrochenen Federbein samt Rangierwagenheber flog in den Kofferraum des
Rallyeautos, die Ärmsten waren so ausgepumpt, den Rückweg so schwer beladen
wollten wir ihnen ersparen.Wir waren ruckzuck angeschnallt und nix wie los,
hatten in etwa 35 Minuten verloren, die erlaubte Viertelstunde Karenz bis aufs
letzte aufgebraucht - aber wir waren noch dabei! Zwar schlugen nochmals 50
Sekunden Strafzeit für überschrittene Fahrzeit zu Buche, aber egaaaal! Bereits
in der zweiten WP ausfallen ging ja so mal gar nicht....
Bis zum Ende des Tages kamen zwar weiterel 50 Sekunden wegen
Fahrzeitüberschreitung hinzu, aber die machten das sprichwörtliche Kraut auch
nimmer fett. Der Ausritt hatte nämlich wohl dem neu eingesetzten Federbein etwas
Luft nach oben gelassen, unsere Wartburgkollegen Franke/René
Lindner (die
leider später in WP 24 ausfielen) leisteten uns am Service schnelle Hilfe mit
ihrem portablen Schweissgerät. Trotzdem hielt es nicht ganz überzeugend und so
liefen wir auf dem Weg zu WP 7 im Ort Pieksämäki (dieser Name ist bei uns bis
heute ein geflügeltes Wort geblieben) eine Tankstelle an, die uns kurzerhand
ihre Werkstatt zum professionellen Schweissen überließ. Unwesentlich zu
erwähnen, dass auch da was schiefgehen kann, ein Bremsschlauch fackelte mal ganz
kurz ab! (Memo an den Schweisser - nie einen metallummantelten Schlauch als
Masse nutzen... again what learned!)
Der nächste Tag war geprägt von unserem unsichtbaren Schatten, dem Schlusswagen,
der uns den ganzen Samstag verfolgte. Freitag endete nämlich für uns mit dem 82.
und zugleich letzten Platz, aber wir waren noch im Rennen getreu dem olympischen
Gedanken - dabei sein ist alles! Am Ende von Tag 2 hatten wir sogar zwei Plätze
gut gemacht. Schlußendlich beendeten wir Sonntagnachmittag die Rally auf dem 59.
und drittletzten Platz. Aber ob P 59 oder 52 - wenn man denn die verlorene Zeit
anrechnen würde - ist wohl eher unerheblich und dient nur noch statistischen
Zwecken. Wir wollten auf alle Fälle ins Ziel kommen und das Auto sollte halten!
Wenn man so darüber nachdenkt, eigentlich war es ja ein Fast-Ausfall und die
1000-Seen schuldet uns noch was? Also vielleicht wenden wir ja im nächsten Jahr
nochmal die Schuld-Regel an
Tausend Seen 92
"Oh, by the way, the same procedure as last year, Miss Sophie?" Wer kennt ihn nicht, den legendären Spruch aus dem alljährlich wiederholten Silvester-Sketch"Dinner for one"? Ganz so lief es allerdings nicht bei unserem zweiten Finnland-Ausflug.... Nachdem bei der Jahresabschlussveranstaltung 1990, der 3 -Städte-Rallye, bereits ein blinder Passagier mitfuhr 😁 lag unser Fokus doch eher auf dem erwarteten Nachwuchs und ohne Träne im Knopfloch verkauften wir den Peugeot.
Im Mai 1991
kam dann der Stammhalter zur Welt, aber wie das Leben so spielt - kaum 3
Monate später - das Ehepaar Mayr saß mit Baby im Arm auf dem Sofa und
guckte 1000-Seen-Rallye auf Eurosport... mit Tränen in den Augen 🥺 -
ein Blick in das Gesicht des anderen und unausgesprochen war klar - das
war noch nicht das Ende (getreu dem Motto "Am Ende wird alles gut. Und
wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.")!
Einige Wochen später kauften wir einen
rallyefertigen Opel Kadett GSI im bayrischen Wald (von einer
alteingesessenen Rallyefahrerfamilie ...) Beim Besuch der
3-Städte-Rallye 1991, diesmal als Zuschauer mit Kinderwagen, war auch
gleich das perfekte Service-Team für den Finnland-Trip gefunden -
Manfred "Manne" mit seiner Hilde und deren Clubfreund Helmut.
Und so starteten wir im August 1992 wieder
mit Troß und Kind Richtung Norden. Es gab wiederum den Ausländerbonus,
also nenngeldfrei und Gratisfährticket, allerdings ohne
Unterkunftskostenzuschuss. Das gleiche "Mökki", das finnische
Ferienhaus, wurde wieder gebucht (der Schwabe weiss halt wos günstig
ist).
Diese kleine Delle entstand nach dem Aussteigen der Beifahrerin, mit nicht druckreifen Worten.
Tausend Seen 90
Nach den ersten Jahren in der bayerischen Rallyemeisterschaft (ab 1985), der deutschen Rallyetrophäe (ab 1986) und der deutschen Meisterschaft im Rahmen des Peugeot 205 GTI Cup (ab 1988) suchten wir neue Herausforderungen und fanden diese in nichts Geringerem als der Rallye-Weltmeisterschaft! In den 90er Jahren war das auch als Noname-Lowbudget-Niedrigniveau-GruppeN-Fahrern möglich! Wir verzichteten 1990 also auf die Deutschlandrallye, einem Lauf zum Peugeot-Cup (auch wenn Klaus Stich wenig darüber begeistert war...), um uns auf das Abenteuer vorzubereiten.
Unser Service Peter Nothofer, der das ganze Training auf der Rücksitzbank des Peugeot Platz genommen hatte. Zum Donnerstag Abend kamen dann noch Birgit und Jürgen Hahn dazu.
Der Veranstalter bot ausländischen bzw nichtskandinavischen Privatteams
unschlagbare Konditionen - Nenngeldfreiheit, Übernahme des Fährtickets samt
Trailer, allerdings ab Stockholm! sowie ein Unterkunftskostenzuschuss und
Tankgutscheine, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
Wie haben wir das geschaft ohne Handy, Fax und Computer. Alles war ein Abenteuer und für uns Neuland, aber die Herausforderungen sind die Würze des Lebens.
Wir kamen ins Ziel und waren von da an vom nordischen Flair gefangen.
Schweden Rallye abgesagt 90
Ich
habe mich heute früh beim Gruschdln im Keller sowas von gewundert.... Wir hatten
ja für unseren ersten WM Lauf gemeldet, alles war geplant und gepackt, kannst du
dich erinnern Detlef
Schmidt?
Wenige Stunden vor unserer Abreise hatte ich mal vorsichtig im Rallye Zentrum
nachgefragt, wie denn die Beschaffenheit der WP so sei 😳 "Cancelled"
war die Antwort! Als ich unser Fährticket storniert habe, sagt die Dame in
Travemünde "oh, hier stehen ein paar Franzosen mit ihren Rallye Autos, die
wollen bestimmt auch dahin!" Vermutlich hat das Rallye Büro diese Schilder, die
ja bereits gedruckt waren, nachgeschickt.
Die Absage war dann der Anlass, die 1000 Seen Rallye in Angriff zu nehmen
Peugeot 205GTI Cup
Keller durchforsten Tag 5 ? oder so 🧐
Peugeot Cup 1990, erste Veranstaltung Sachs Franken, ich kann mich irgendwie an
nichts besonderes erinnern 🤔 war
wohl ned so der burner... 40. im Gesamt, 76 Starter, davon 55 im Ziel. Foto 1
und 2 Sportfoto Gernot
Neumeyer Foto
3 und 4 privat, Artikel Augsburger Allgemeine Zeitung, Startliste aus dem
Programmheft..
Mein Dank an alle die mal als Service für uns unterwegs waren. Herzliches Danke Danke
Robert Hille Michael Reichhold
Sachs Baltic 1989
Int. Sachs Rallye Baltic 1989 - die wohl merkwürdigste Rallye, die wir jemals gefahren sind 🤔 Am nördlichsten Zipfel der Republik und auf die Schnelle wurde der DM-Status aberkannt. Peugeot hielt die Fahne hoch mit 17 Startern im Cup! Ausser Sepp Haider/Ferdi Hinterleitner, die somit bereits vor der 3 -Städte Rallye deutsche Meister waren , stand von der Rallye-DM-Spitze niemand am Start.
Wir hatten ein Privatquartier gebucht und unsere Vermieterin meinte, aus der
Bevölkerung wären
eher alle FÜR den Motorsport! Natürlich auch aus wirtschaftlicher Sicht, Ende
September/Anfang Oktober herrschte, zumindestens damals, ziemlich tote Hose....
Laut meinem Zeitplan wurden von 19 WP 13 nicht genehmigt.... ich kann mich an
die genaue Zahl selber nicht mehr erinnern, wir haben auf jeden Fall eine Stunde
und 17 Minuten Fahrzeit zusammengebracht. Dafür mussten wir glaube ich insgesamt
4 Stunden vor den WPs warten wegen Demonstrationen und Personen, Fahrzeugen oder
sonstigem auf der Strecke. Schon lustig, mehr Slalom um Wohnmobile und sonstige
Hindernisse zu fahren statt Rallye 🙄
Eine Prüfung (oder waren es mehr, ich weiss es nicht mehr) durfte nicht mal
besichtigt
werden.
So saß ich abends mit dem Lineal über der WP-Skizze und ließ mir von meinem
Fahrer die Strecke diktieren. Böse Zungen behaupten ja, der eine oder andere
Fahrer wäre nachts mit dem Fahrrad verbotenerweise die WP abgefahren 🤨
Leider habe ich von dieser Veranstaltung kein einziges Rallyefoto, war da kein
Fotograf vor Ort? Oder stand mal wieder die schwäbische Sparsamkeit im
Vordergrund?
Ich habe die komplette Startliste, die WPs und die Ergebnisliste, möchte euch
aber nicht damit langweilen, ausser es interessiert euch? Ansonsten geht es zur
Vervollständigung an
3 Städte Rallye 1986
Back to the 80ties - nach der Premiere 1986, unserer ersten internationalen Rallye und DM-Lauf, der 3 Städte Rallye, wollten wir nach einige Läufen zur Rallye-Trophäe unbedingt wieder nach Straubing! Wir fuhren in erlauchter Gesellschaft, war es doch Walter Röhrls Abschiedsveranstaltung und er meinte am Start: „Den Sieg für mich und den Titel für Armin Schwarz, dann passt es“ oder so ähnlich (wie weise er das voraussah!). Zumindest hatten wir dadurch auch eine prächtige Zuschauerkulisse! Und was für ein klasse Starterfeld damals aufgeboten war, mehr als ein Fünftel kam aus Skandinavien und dem (inzwischen ehemaligen) Ostblock. Sehr schade, dass Ola Stroemberg mit dem Gruppe A Saab 99 Turbo nicht antrat, das wäre mal ein interessanter Vergleich gewesen Aber man sieht sich ja fast immer zweimal im Leben - 1990 trafen wir ihn in Örebro/Schweden auf unserer Rückfahrt von der 1000 Seen Rallye und er führte uns seinen Rallyeboliden vor. Schade, da wäre ein kleiner Lottogewinn gerade richtig gekommen!
Mit dem Saab 99 Turbo starteten wir in der Gruppe G, absolut serienmäßige
Fahrzeuge, ausgestattet nur mit Sicherheitseineinrichtung wie Käfig, Schalensitz
und Hosenträgergurte. Das Wetter war eher herbstlich, naß und kühl,
dementsprechend schmierig zum Teil die Wertungsprüfungen. Ab WP 5 führten wir
die Klasse G 3 an, es lief richtig rund .
Nach den Klassikern wie St. Salvator und Oberhinkofen führten wir bis WP 13
Klasse und Gruppe an, dann wurde WP 14 nach 45 Startern neutralisiert, alle
folgenden Teilnehmer bekamen die gleiche Zeit.
Und dann kam WP 15, Hagenau, eine schnelle gemischte Prüfung im bayrischen Wald,
mit dem typischen rötlichen Lehm auf den Schotterstücken. Zitat aus dem
Rallyejournal „fahrerische Anfordung: schwierig, nach anfänglich flotten Kurven
auf Asphalt, kommt nach einem neuen Mittelstück aus Schotter, gegen Ende die
schönste Passage mit 5 Kehren steil bergab.“
Die Copilotin, also ich, hätte da gerne ihre Reifenwünsche, nämlich
Schotterradln, aus dem oben erwähnten Grund durchgesetzt. Okay, die
Reifenauswahl an sich war schon überschaubar angesicht des schmalen Budgets -
die Schotterreifen hatten wir gebraucht von einem Ex-Saabrallyefahrer gekauft,
die jüngsten waren das sicher nicht mehr! Und für den Teer hatten wir dabei, was
die Garage so an abgenudelten Straßenreifen hergab. Da aber das Wort des Fahrers
gilt, O-ton „auf den Asphaltabschnitten hol ich das locker raus mit den
Teerreifen und auf Schotter bin ich halt bissel vorsichtig.“ Rein mathematisch
gedacht hatte er recht, ein Drittel Schotter, zwei Drittel Asphalt.
Lächle und denke, es könnte schlimmer kommen und es kam schlimmer... Der
bayerische Löwe aus Nymphenburger Porzellan, der Ehrenpreis für den
Gruppensieger, wohnt seit dieser Zeit in der Oberpfalz in der Nähe des tiefsten
Bohrloches der Welt. Und in dieses bin ich dann auch im übertragenen Sinne
wirklich geplumpst, kaum ein Ausfall schmerzte mehr als dieser!
Ja ne is klar, so ein Porzellanviech ist auch nur ein Staubfänger - aber schon
einer, der was hermachen würde, stünde er in meinem Schrank... Und Ironie des
Schicksales oder siehe oben, man sieht sich fast immer zweimal im Leben, genau
dieser Siegerkadett wurde 1991 unser zweiter Einstieg in den Rallyesport, das
ist jedoch eine andere Geschichte.
Aber von Anfang an, es ging ab dem Start los mit den oben erwähnten schnellen
Teerstücken im offenen Wiesenbereich, um dann im Wald auf die Schotterabschnitte
zu wechseln. Ich sehe heute noch den Felsen vor mir, auf dem wir linkerhand
abseits der Straße nach unserem Dreher gestrandet sind. Btw hat diese WP noch
für sieben andere Teilnehmer das Aus bedeutet, das nur rein statistisch gesehen.
Es dauerte mindertens 20 Minuten bis wir genügend Publikum und ausgefallene
Mitkonkurrenten gefunden hatten, um das Auto vom Felsen zu hieven. Aber wie es
der Rallyegott so will, als die Chance auf eine Rückkehr auf festen Boden
greifbar war, versagte die Batterie ihren Dienst. Und 1300 kg Saab zu Fuß auf
die Strecke zu befördern war aussichtslos Da
spielte es auch, fast, keine Rolle mehr, dass wir etwa 3 Stunden ausharren
mussten, da diese WP ein zweites Mal gefahren wurde ohne zwischendurch geöffnet
zu werden. Wie allerdings der Jäger mit seinem tarnfarbenen Suzuki LJ auf die
Strecke kam, der Markus Aubele mit dem Kadett vor der Nase und genau vor unseren
Augen herumfuhr, bleibt wohl für immer ungekärt.
Walter Röhrls Weissagungen trafen übrigens zu, er verabschiedete sich mit einem
ungefährdeten Sieg mit über 5 Minuten Vorsprung aus dem Rallyesport! Armin
Schwarz gewann den Meistertitel auch ohne überhaupt einen Sieg eingefahren zu
haben. Ob sein Beifahrer Hans-Joachim Hösch, wie in einem TV-Beitrag erwähnt,
wirklich die für den DM-Titel versprochenen 20kg abgenommen hat? Leider kann man
ihn nicht mehr fragen, auch er sitzt bereits seit 2015 am ewigen
Rallyestammtisch
Fotos sind von Werner F. Schönberger und (vermutlich) von Thomas Pütz, das habe
ich nicht ganz herausgefunden. Zu der Zeit fotografierte auch noch die
Sportfotoagentur Rech/Ende.3 3